17.03.2021Portraits

Vom Elektrotechniker zum Innovationstreiber: DevLabs Dabrowski

Foto: DevLabs Dabrowski

Aus einem gesicherten Angestelltenverhältnis heraus ein Startup zu gründen, erfordert vor allem eines: Mut. Und natürlich auch eine innovative Idee. Patrick Dabrowski hatte beides; und hat den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.

Doch fangen wir am Anfang an: Nach dem Elektrotechnik- Studium in Coburg, folgten verschiedene Anstellungen als Elektrotechniker für Industrieanlagen. Dabei entdeckte Dabrowski seine Leidenschaft für Elektronik und entschied sich für ein Fernstudium in Mikroelektronik. Also eben noch ein Master auf das Diplom oben auf – und dann? Die Reise ging weg aus der Heimat vom Coburger Land hin zum Bodensee, wo Patrick Dabrowski für eine Firma Lösungen im Bereich IoT (Internet of things) entwickelte. Nach drei Jahren und unzähligen Kilometern des Pendelns an jedem Wochenende reifte dann die Entscheidung, sich wieder in Richtung Coburg aufzumachen.  

Eine Entscheidung gegen sichere Anstellung und für Vertrauen in die eigene Expertise

Also eine Rückkehr in gewohnte Umgebung und Verhältnisse? Mitnichten! Patrick Dabrowski entschied sich gegen die sichere Anstellung bei einem Unternehmen. In den letzten Jahren hatte er umfangreiche Erfahrungen in den Bereichen Industrieanlagen, Elektronik und IoT gewonnen und so auch Problematiken aus erster Hand erfahren.

So erzählten ihm Kollegen von Schwierigkeiten mit industriellen Produktionsanlagen, störanfälligen Cloud- und Serverlösungen im Betrieb. Zur Verbesserung ihrer Produktion lassen Firmen ihre Industrieanlagen elektronisch überwachen. Die Systeme geben Rückmeldung über Ausfallzeiten, Störungen und die Produktivität der Anlage. So können Firmen gegensteuern, wenn etwas nicht rundläuft – aber nur wenn die Überwachung auch funktioniert. Das tun die marktüblichen Systeme nur eben nicht immer, trotz hoher Investitionskosten für die Firmen. Sie sind störanfällig und werden letzten Endes von den Firmen häufig einfach abgeschaltet.

Individuell statt universell

Dass hier eine Lösung gefragt war, war Dabrowski schnell klar und eigentlich waberte auch schon länger eine Idee dazu in seinem Hinterkopf herum: Weg von den teuren, störanfälligen Komplett-Systemen hin zu individuellen Einzellösungen zum Auslesen von Industrieanlagen.

Also einfach einmal mutig sein und die Selbstständigkeit wagen, dachte sich Patrick Dabrowski und gründete DevLabs Dabrowski im August 2019. Mit seiner Idee und einem kleinen finanziellen Polster im Rücken ging es los. Nach einem Gründerseminar kam von einem Kollegen der Hinweis, sich doch einmal bei dem Digitalen Gründerzentrum Zukunft.Coburg.Digital zu melden und sich den Coworking-Space anzusehen.

„Das war dann wirklich eine große Hilfe für mich. Mir fehlte einiges, was nötig ist, um ein erfolgreiches Startup zu gründen. Zukunft.Coburg.Digital hat mich wirklich viel unterstützt, mich z.B. auf passende Veranstaltungen, Vorträge und Fördermöglichkeiten aufmerksam gemacht.“  

-Patrick Dabrowski, Gründer DevLabs über den Austausch mit Zukunft.Coburg.Digital

Durch Zukunft.Coburg.Digital kam nicht nur der Kontakt zum Beratungsprogramm BayStartUp zustande, Patrick Dabrowski wurde auch in das Silicon Valley Programm aufgenommen. In diesem Förderprogramm wird er nun ein halbes Jahr lang auf seinem Weg zum Unternehmer gecoacht. Nach einer ersten Seminarwoche mit allen Programmteilnehmer*innen in Oberschnaiding ging es so richtig los: Wöchentliche Webinare und Pitches in Business-Englisch, direktes Feedback der Mentoren aus dem Silicon Valley. Klingt erstmal einschüchternd, aber bei Patrick Dabrowski hat sich die anfängliche Nervosität schnell gelegt. „Klar, das mit dem technischen Englisch ist so eine Sache, aber da kommt man rein.“

Kleine Box, große Wirkung

Umfangreiche Kundenbefragungen und –analysen ergaben, dass definitiv Bedarf für die Lösungsansätze von Dabrowski da ist. Aber eigentlich anders als Patrick gedacht hatte. Am Anfang wollte er es Unternehmen ermöglichen selbst ihre Industrieanlagen auszuwerten, ohne dass sie sich eine teure Komplettlösung kaufen müssen. Letztendlich sah die Realität aber so aus, dass die meisten schon ein solches System besaßen. „Und da kam ich dann an einen Wendepunkt – da habe ich einfach noch einmal meinen Fokus verschoben.“

Anstatt nur eine Alternative zu gängigen Systemen zu bieten, will er nun zusätzlich die Ergänzung für diese Systeme sein. Denn seine All Productions Control  (APC) genannte Box kann nicht nur brandneue Industrieanlagen auslesen, auch Bestandsanlagen mit einigen Jahren auf dem Buckel können so in ein bestehendes System integriert werden. Die kleine schwarze Box lässt sich ohne viel Aufwand in die Anlage integrieren und erlaubt es dem Anwender, die gesammelten Daten per App, das Firmennetzwerk oder den PC bequem auslesen. Die App stammt natürlich ebenfalls aus dem Hause DevLabs Dabrowski. Das APC kann jederzeit in jede Anlage integriert werden, eine aufwendige Installation wie bei gängigen Systemen fällt hier weg. So wird jede neue Anlage einfach als neue Nummer in das System aufgenommen und lässt sich sofort auslesen.

Dabrowskis Produkt ist „der Fitnesstrainer für Industrieanlagen“

Da das Gehäuse 3D-gedruckt wird, sind individuelle Anpassungen an die Geometrie der Anlage problemlos möglich. Und auch das macht die APC so besonders: sie lässt sich auch in alte, noch nicht digitalisierte Anlagen integrieren und anpassen. Das APC hat noch einen weiteren Vorteil, der die Testbereitschaft der Kundschaft erhöht: den niedrigen Preis. Es gibt aktuell kein vergleichbares Produkt auf dem Markt, das so günstig ist. Und dabei auch noch individuell angepasste Lösungen für die Unternehmen bietet. „Das APC ist der Fitnesstrainer für Industrieanlagen“, beschreibt Patrick Dabrowski sein Produkt gerne.

Mit dem APC sind neben dem OEE Management System auch noch unzählige weitere Anwendungsfelder möglich. Patrick Dabrowski hat noch viele Ideen im Kopf, was als nächstes Produkt auf den Markt kommen könnte. Aber zuerst möchte er ein Team aufbauen, mit dem er die Entwicklung vorantreiben kann.

start.land.flow: „Patrick, wo soll es hingehen?“

Alleine geht es nicht, mir schwebt ein Team von mindestens zehn Leuten vor, dann können wir richtig durchstarten. Vielleicht gehen wir dann auch eine direkte Kooperation mit Maschinen-Herstellern ein und liefern das APC direkt mit den Maschinen an die Kunden. Ich will auf jeden Fall vernünftige Lösungen für die Industrie entwickeln, mit dem APC sind so viele Dinge möglich. Die Grundidee des Systems ist so flexibel, dass von KI-Integration bis Augmented Reality alles machbar ist. Ich möchte als nächstes neue Anwendungsfelder entwickeln.

start.land.flow„Wie wichtig war für dich und dein Startup die Arbeit im Coworkingspace von Zukunft.Coburg.Digital?“

Für mich war die Arbeit im Coworkingspace total wichtig, der Austausch mit anderen Gründern hat mir sehr geholfen. Auch die Beratung von BayStartUp hat mir viele Anregungen und Feedback gebracht. Durch die Unterstützung von Zukunft.Coburg.Digital habe ich einige Stolpersteine vermeiden können, konnte mir Kritik und Rückmeldung holen und mich und meine Idee weiterentwickeln.

start.land.flow„Hast du Tipps für Gründer*innen?“

Ganz wichtig ist: Get out of the lab! Das habe ich vom Silicon Valley Programm gelernt. Macht eine Kundenanalyse, findet heraus, wo wirklich Bedarf ist und entwickelt nicht am Markt vorbei. So spart man sich am Ende viel Arbeit. Was auch wirklich wichtig ist, ist ein gutes Netzwerk. Nutzt Günderzentren wie Zukunft.Coburg.Digital und das auch intensiv. Der Austausch und die Kritik sind wirklich wertvoll. Zum Schluss: Traut euch! Man muss einfach mal den Mut haben eine Idee umzusetzen, von der man überzeugt ist. Auch wenn es schwierig ist, am Ende funktioniert es  fast immer.

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