Mikroplastik besser verstehen – Wie MYTRA eine neue Messmethode entwickelt
Mikroplastik – dass es schlecht ist, wenn der Stoff in die Umwelt gelangt, wissen wir irgendwie alle. Aber warum eigentlich? Die genauen Auswirkungen von Mikroplastik sind bisher schlecht erforscht, erzählen Valentin Meiler und Jens Pfeiffer.
In bereits vorhandenen Studien zeichnet sich ab, dass durch Mikroplastik aber auf jeden Fall gesundheitliche und ökologische Probleme entstehen. Die beiden Absolventen der Universität Bayreuth haben das Thema Mikroplastik und dessen Messbarkeit in ihrer Masterarbeit behandelt, weil sie an Umweltthemen interessiert sind, wie sie betonen. Sie wollen jetzt nach Abschluss ihres Studiums mithilfe des EXIST-Gründungsstipendiums eine neue Messmethode für Mikroplastik entwickeln.
Messmethoden für Mikroplastik gibt es bereits. Beispielsweise die FT-IR-Methode, bei der mithilfe von Infrarotstrahlen gemessen wird, wie viel Mikroplastik in einem bestimmten Material vorkommt. Hier sei für die Messung aber eine aufwendige Aufbereitung des Materials notwendig. Das, was untersucht werden soll, muss erst gesammelt, dann gewaschen und gefiltert werden, bevor eine Analyse möglich ist. Dadurch können nur einzelne Stichproben untersucht werden, deren Analyse teuer ist und für die man Personal benötigt.
Um die Messung von Mikroplastik einfacher zu machen, haben Valentin und Jens einen neuen Ansatz gewählt, die Impedanzspektrologie. Durch zwei Elektroden wird dabei ein elektrisches Wechselfeld erzeugt, durch das Wasser fließt. Zwischen den Elektroden herrscht ein bestimmter Widerstand. Ist in dem gemessenem Wasser Mikroplastik vorhanden, hat dies einen anderen Widerstand. Durch die gezielte Einstellung der Messgeräte und den Einsatz einer künstlichen Intelligenz erkennen die Messgeräte von Valentin und Jens, wenn Mikroplastikartikel durch ihre Messsensoren fließen. Der Vorteil der Methode: Die Größe, Anzahl und das spezifische Material können erkannt werden. Momentan arbeiten die beiden daran, dass auch die Form ausfindig gemacht werden kann. Je mehr Informationen über die Beschaffenheit des enthaltenen Plastiks es gebe, desto eher könnten Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der Gesundheit ergriffen werden.
Ein weiterer Vorteil der Methode ist, dass nicht nur Stichproben entnommen werden können. Durch das Installieren des Messgerätes an einem Ort kann kontinuierlich der Mikroplastikanteil des durchlaufenden Wassers gemessen werden. Interessant sei das Produkt beispielsweise für Kläranlagenbetreiber*innen, aber auch für Lebensmittelhersteller*innen.
Ihre Masterarbeiten legten die Grundlage für die Gründungsidee von Valentin und Jens. Doch den Beiden stellte sich die Frage, wie sie eine Gründung möglich machen könnten. Ein gemeinsamer Freund wies sie auf die Gründungsberatung des Instituts für Entrepreneurship und Innovation der Universität Bayreuth hin. Nach ersten Gesprächen kam das Thema hier schnell auf das EXIST-Gründungsstipendium. Auf dieses bewarben sich die angehenden Gründer im Juni. „Wir hatten dann in Rekordzeit die Zusage“, erzählt Valentin. Die Beiden bekommen seit dem ersten August das Gründungsstipendium. In der Universität Bayreuth beziehen sie seitdem ein Büro und arbeiten verstärkt an der Fertigstellung des Messgeräts. Damit das funktioniert, sind sie seit Oktober zu viert im Team. Im Moment beschäftigen sie sich damit, für welche Branche sie ihr Produkt spezialisieren wollen. Und damit, wie Mikroplastik auch in der Luft gemessen werden könnte.
Ein weiterer Punkt auf der To-do-Liste für das kommende Jahr ist die tatsächliche Ausgründung der Idee.
Wo sieht sich MYTRA in fünf Jahren? Valentin und Jens wünschen sich, dass sich ihr Produkt auf dem Markt etabliert. Durch Weiterentwicklungen soll ein Produktportfolio entstehen, sodass ein Messgerät, dass mit der Impendanzspektroskopie arbeitet, beispielsweise auch für Untersuchungen im Labor verwendet werden kann.
Im Vordergrund steht dabei nicht nur finanzieller Erfolg, sondern der Impact auf die Messtechnik von Mikroplastik, den die baldigen Gründer haben möchten. „Denn es gibt eine große Notwendigkeit, dass es voran geht.“