05.07.2022Startups

Instawas? Das Startup 2Wort in großer Aufklärungsmission

©Amy Maurer

Ich zeige meiner Mama ein lustiges Video in Instagram. Sie schaut es sich bedächtig an, lacht nicht, ihr Gehirn rattert. Ich weiß, was gleich kommt und bereue jetzt schon, ihr das Video gezeigt zu haben. „Wer ist das?“, fragt sie. Zum 108 Mal beginne ich eine Grundsatzerklärung über das Internet, soziale Medien und warum ich diese Person natürlich nicht kenne.

Egal ob der Eltern-Boomer-Standpunkt oder die verzweifelter Smombie-Perspektive in der Geschichte – so oder so ähnlich ist es vielen bestimmt schon ergangen. Die sozialen Medien haben die Generation Y und Z vollkommen in Beschlag genommen und den Rest mehr oder weniger außen vorgelassen. Mit dieser Problematik beschäftigen sich Julia Grewe und Benedikt Martin von dem Startup 2Wort. Sie informieren Eltern, Großeltern und Lehrer in Workshops über die Chancen und Gefahren von sozialen Medien.

Julia und Benedikt – die Problemlöser

Julia und Benedikt haben sich bei einem Coaching zum Thema Karriere und Zukunftsplanung nicht gesucht, aber gefunden. Über ihr gemeinsames Interessensgebiet und den Mangel darin waren sie sich schnell einig. „Es gibt einfach diese große Differenz zwischen Jugendlichen, die soziale Medien nutzen, als wäre das ganz selbstverständlich und Eltern, die es noch nie genutzt haben“, erklärt Benedikt. Das Problem seien die zahlreichen Risiken bei der Mediennutzung für Jugendliche. Diese reichen von wenig Schlaf und der Angst etwas zu verpassen, über eine unkritische Datenfreigabe, bis zu Cyber-Mobbing und Depressionen. Es sei die Aufgabe der Eltern ihre Kinder auch im Netz zu schützen. Jedoch hätten diese oft „keine Maßstäbe und keine Ahnung“, so Benedikt.

„Unser Credo ist: Wir brauchen medienkompetente Eltern und Lehrer, sonst kriegen wir keine medienkompetenten Kinder.“

Anfang 2019 gründeten Julia und Benedikt dann 2Wort und begannen schnell in Schulen und für Interessierte Workshops zu geben. Bei Veranstaltungen wie „Mutti kann jetzt Instagram“, „#Handyeltern“ oder „Wir spielen doch nur“ erklären sie unter anderem, was Kinder und Jugendliche an den relevanten Apps interessiert, was dort passiert und wie viel Zeit für Internet und Computerspiele ‚normal‘ ist. Ihr Ziel ist es zu vermitteln, wie der Umgang mit sozialen Medien angemessen begleitet werden kann. Für 2Wort steht fest, „wir brauchen medienkompetente Eltern und Lehrer, sonst kriegen wir keine medienkompetenten Kinder“.

Mit Erfahrung und Wissenschaft zum Ziel

Für den Namen 2Wort haben sie sich aus zwei Gründen entschieden. Zum einen geht es in ihren Workshops viel um Sprache und Vermittlung – daher das „Wort“. Zum anderen beleuchten sie Themen von zwei verschiedenen Standpunkten. Sowohl aus der Perspektive von Mann und Frau, als auch vor allem durch ihre „unterschiedlichen Erfahrungshorizonte“, sagt Benedikt. Julia hat Lehramt studiert und arbeitet mittlerweile in einem Unternehmen im Bereich Marketing und Kommunikation. Wegen ihrer drei eigenen Kinder befasst sie sich nicht nur beruflich, sondern auch privat viel mit Social Media. Benedikt arbeitet seit zehn Jahren in der offenen Jugendarbeit und bekommt dabei hautnah alle möglichen Online-Trends mit. Auch er ist Vater von zwei Söhnen und kann die Perspektive eines besorgten Elternteils mitfühlen. Zusätzlich lesen die beiden regelmäßig aktuelle Studien zu dem Thema. Denn Benedikt und Julia wissen um die Ernsthaftigkeit des Problems: „Es war uns sehr wichtig, nicht nur aus einer anekdotischen Intelligenz-Bubble heraus zu argumentieren, sondern eine wissenschaftliche Grundlage zu haben.“

Mit dieser Strategie haben die Coaches auch Erfolg. Benedikt spricht von dem berühmten Aha-Moment, den viele Eltern bei ihnen erleben. „Unsere Workshops sind darauf ausgelegt eine Selbsterfahrung mit Social Media zu machen“, berichtet Benedikt, „dadurch haben die Teilnehmer einen enormen Erfahrungszuwachs“. Sie bekämen bei den Workshops ein Tool in die Hand, um mit dem Streitthema zu Hause besser umzugehen. Außerdem erkennen die Eltern den Reiz dahinter. „Wenn wir mit TikTok spielen oder Filter in Instagram und Snapchat ausprobieren, merken die Eltern irgendwann, ‚das macht ja richtig Spaß‘“, schmunzelt Benedikt. Dadurch lernen sie die Seite ihres Kindes zu verstehen und können auf einer anderen Ebene kommunizieren.

Corona-Zwangspause: Wie geht es weiter?

Das Startup 2Wort hat sich erst kurz vor der Pandemie gefunden und wurde durch Corona in eine Zwangspause versetzt. Aber jetzt läuten die Gründer einen Neustart ein. Julia und Benedikt haben Lust ihr Business erneut ins Rollen zu bringen, sind gerade dabei Schulen anzuschreiben und Workshops zu planen. Deswegen stellt Benedikt am Ende des Gesprächs klar: „Man kann uns wieder buchen. Einfach anschreiben bei hallo@2wort.de.“

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