Rücksicht auf planetare Ressourcen - die Kreislaufwirtschaft
Mit meinem Mountainbike fahre ich gerne durch die wunderschöne Natur in Oberfranken - ganz gemütlich, nicht so krass wie Eric Fedko. Der scheint die Grenzen der Physik scheinbar mühelos zu überwinden. Wie weit er dabei über seine Grenzen hinausgeht, weiß ich nicht. Ich würde auf dieser Strecke sehr weit über meine Grenzen hinausgehen und das ganze würde nicht gut enden. Weit über die Grenzen hinaus gehen wir übrigens mit den aktuellen Geschäftsmodellen in Unternehmen. In Deutschland war in 2022 der Earth Overshoot Day bereits am 5. Mai. Das heißt an diesem Tag waren die planetaren Ressourcen für dieses Jahr verbraucht. Wenn jeder auf der Erde so leben würde wie wir in Deutschland, dann bräuchte es 2.9 Erden um den Bedarf für unser Leben zu decken. Das endet übrigens irgendwann genauso schmerzhaft, wie eine Bruchlandung auf der Mountainbikestrecke. Was also tun, damit wir auch in den kommenden Jahren die wunderschöne Natur Oberfrankens auf unseren Rädern genießen können?
Kreislaufwirtschaft reduziert den Verbrauch planetarer Ressourcen
Ein Lösungsansatz ist die Kreislaufwirtschaft. Heute herrscht in der Wirtschaft oft noch ein lineares Modell. Man entnimmt der Erde Rohstoffe (Take) und verarbeitet diese zu einem Produkt (Make). Nach dem der Verbraucher das Produkt benutzt hat (Use), wandert das Produkt auf den Müll (Dispose).
Der Gegenentwurf dazu ist ein Kreislauf. Nach der Verwendung eines Produkts führt man die Rohstoffe wieder dem Kreislauf hinzu (Recover) und spart so planetare Ressourcen. Ganz ohne Verbrauch geht es übrigens nicht, denn für die erstmalige Produktion müssen meist trotzdem planetare Ressourcen verwendet (Take) und manche Bestandteile können nicht wiederverwertet werden (Dispose).
Am besten wir schauen uns das mal am Beispiel eines Kaffeebechers an. Wenn du dir morgens einen Coffee to Go beim Bäcker deines Vertrauens holst und einen Einwegbecher nutzt, wurden dafür Holz und Erdöl (Take) zu Papier und Kunststoff und schließlich einem Becher weiterverarbeitet (Make). Nachdem du deinen Kaffee getrunken hast (Use), wandert der Becher in die nächste Mülltonne (Dispose).
Im Kreislaufmodell nutzt du deinen eigenen Mehrwegbecher und spülst ihn nach dem Verwenden (Recover). Es gibt mittlerweile auch Pfandsysteme, wo du den Becher wieder zurückgibst und die Mehrwegbecher werden dann zentral gespült und wieder dem Kreislauf hinzugefügt.
Aber kann man damit wirtschaftlich erfolgreich sein?
Denn wenn ich nicht mehr so viele Produkte verkaufe, dann schadet das doch meinem Unternehmen! Das ist oft die erste Reaktion auf die Kreislaufwirtschaft. Es gibt aber schon zahlreiche Unternehmen, die beweisen, dass die Kreislaufwirtschaft eine gute Basis für ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist:
Kommen wir aufs Beispiel Kaffeebecher zurück. Das Münchner Startup Recup ist über die letzten Jahre mit einem Pfandsystem für Kaffeebecher und Essens-Einwegbehältern stetig gewachsen und machen heute Umsatz in Millionenhöhe. Kürzlich wurde der Gründer Florian Pachaly bei den German Startup Awards zum Social Entrepreneur 2022 gekürt.
Auch etablierten Unternehmen verhilft die Kreislaufwirtschaft zu unternehmerischem Erfolg. Patagonia, ein Hersteller von Outdoorbekleidung, animiert seine Kunden zur Pflege und Reparatur seiner Bekleidung und bietet dafür entsprechendes Equipment und Services. Idealerweise hält eine Jacke so ein ganzes Leben. Das Unternehmen erfreut sich einer treuen Kundenbasis und sichert so die Basis seines Wirtschaftens. Denn auf einem kaputten Planeten braucht es keine Outdoorbekleidung.
Auch bei hochwertigeren Produkte lohnt sich ein Blick auf die Kreislaufwirtschaft. Das niederländische Unternehmen Swapfiets bietet ein Abo-Modell für Fahrräder an. So wird verhindert, dass wertvolle planetare Ressourcen in Garagen und Fahrradkellern ungenutzt verrosten und schließlich auf dem Wertstoffhof landen. Auch wenn das junge Unternehmen noch nicht in der Profitzone angelangt ist, konnte es über die letzten Monate kontinuierlich wachsen.
Warum sich für dich der Schritt Richtung Kreislaufwirtschaft lohnt
Die Gründe warum du mit Hilfe der Kreislaufwirtschaft den ersten Schritt zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell machen solltest, sind so vielfältig wie die oberfränkische Fauna und Flora:
Immer mehr Kund*innen achten beim Einkauf auf verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. Mit Hilfe der Kreislaufwirtschaft kannst du ihre Anforderungen erfüllen oder sie sogar begeistern und Wettbewerbsvorteile generieren.
Die letzten Wochen und Monate waren geprägt von Rohstoffknappheit und Problemen in den Lieferketten. Mit Hilfe der Kreislaufwirtschaft kannst du dich unabhängiger von Materialverfügbarkeiten machen.
Auch im Recruiting ist nachhaltiges Wirtschaften mittlerweile unverzichtbar. Gerade jüngere Generationen achten bei der Arbeitgeberwahl auf nachhaltiges Wirtschaften. Kreislaufwirtschaft kann dein Magnet für Fachkräfte sein
Genau so divers wie die Gründe für ein nachhaltiges Geschäftsmodell sind übrigens die verschiedenen Formen der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in Geschäftsmodellen. 40 Grundmuster hat das BMI Lab, ein Spin-Off der Universität St. Gallen, identifiziert und kategorisiert:
Der Kreis schließen lässt sich beispielsweise durch die Wiederverwendung von Produkten, wie du bereits im Beispiel des Kaffeebechers gesehen hast.
Ein Grundmuster für die Verbesserung des Kreislaufs ist Reparatur und Wartung. Dieses Grundmuster nutzt Patagonia in seinem Geschäftsmodell.
Kreislauf monetarisieren lässt sich zum Beispiel mit Abomodellen. Auch hier hast du bereits ein Beispiel mit dem Fahrrad-Abo kennengelernt.
Etwas schwieriger umzusetzen sind die Grundmuster der Kategorie Kreislauf begeistern. Circu-Luxury überträgt die Mechanismen von Luxusgütern auf die Kreislaufwirtschaft.
Und jetzt?
Du willst auch deinen Beitrag leisten, damit wir nur eine Erde pro Jahr verbrauchen? Du hast das Gefühl, die Kreislaufwirtschaft ist einen Versuch wert? Dann probier doch mal die Circular Economy Pattern Cards des BMI Lab in deinem Unternehmen aus. Wer das gerne mit anderen Unternehmen unter Anleitung versuchen möchte, ist herzlich zum Workshop ZIRKULÄR eingeladen. Ich bin mir sicher so lassen sich die Grenzen des aktuellen Geschäftsmodells überwinden und gleichzeitig die Grenzen des Planeten respektieren.