nuspace - Gründung durch Zufall
Sich auf Kernthemen zu fokussieren, das fällt vielen Gründer*innen nicht leicht. Gerade in der Anfangsphase eines Startups ist die Gefahr groß, sich bei allen Projektmöglichkeiten, die sich bieten nicht den Überblick zu verlieren. Genau diesen Prozess hat die nuspace GmbH aus dem Coburger Raum gerade hinter sich gebracht – und startet jetzt durch.
„Es waren viele Leute verwirrt“, so kurz und knackig fasst Johannes die letzten Monate der Umstrukturierungsphase der nuspace GmbH zusammen. „Wir haben ja gefühlt alle zwei bis vier Wochen unser Geschäftsmodell geändert“, im Rückblick kann er darüber sogar lachen. „Aber jetzt wissen wir es: Unsere zwei Ausrichtungen sind Smart Building und IoT.“
Was ist IoT?
IoT steht für Internet of Things, also Internet der Dinge, und ist ein Sammelbegriff für Technologien, die es ermöglichen, physische und virtuelle Gegenstände miteinander zu vernetzen.
Im Bereich Smart Building bietet nuspace eine unglaubliche Bandbreite an Themenfeldern, denn nahezu jeder Bereich des Alltages lässt sich mittlerweile mit Sensorik überwachen und steuern. Und es kommen ständig neue Sensoren und Aktoren auf den Markt – dadurch wächst die Zahl der Anwendungsmöglichkeiten quasi ins Unendliche.
Johannes Schmölz, Geschäftsführer der nuspace GmbH, hat nach einem Informatikstudium und einem Master in Elektro- und Informationstechnik an der Hochschule Coburg zunächst klassisch bei einem Unternehmen gearbeitet. Dort war er fünf Jahre lang im Bereich IT-Sicherheit beschäftigt und kümmerte sich um die Integration von elektronischen Ausweisen in unterschiedlichste Systeme. Sein Weg führte ihn dann zurück an die Hochschule, dort war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Robotik und später auch IoT angestellt.
Wie aus Zufall eine Firma gegründet wird
„Die Gründung von nuspace war dann eigentlich reiner Zufall.“ Studienkollegen von Johannes hatten eine Firma für Hosting und Housing gegründet, doch nach ein paar Jahren war die finanzielle Lage angespannt. So bekamen Johannes und seine Frau Maria Simmler die Firma zur Übernahme angeboten – und starteten mit ihrer Firma nuspace im Bereich Cloud Computing. „Das hat sich dann letztendlich als nicht so ergiebig herausgestellt, deswegen haben wir das wieder abgestoßen.“ Trotzdem war das Ganze kein Reinfall: Die cloudbasierte Infrastruktur ihrer Firma nutzten die Gründer*innen anschließend für Smart Building Projekte weiter.
Vom smarten Boden zum smarten Haus
Maria Simmler, ebenfalls Geschäftsführerin, studierte auch Informatik und war in der IT-Branche tätig. Schon zwei Jahre bevor sie zusammen mit Johannes die nuspace GmbH gegründet hatte, beschäftigte sie sich mit dem intelligenten Boden SensFloor, der automatisch meldet, wenn jemand auf ihm stürzt. Perfekt geeignet für Maria, denn ihre Familie betreibt in Weismain eine Seniorenresidenz und so wurden die SensFloor Sensorunterlagen in den Apartments verbaut: Ein erster Schritt in Richtung Smart Building.
Heute ist die Residenz das Referenzobjekt von nuspace für die Integration verschiedenster Aktorik und Sensorik für Smart Building. In Weismain werden neue smarte Lösungen unter realen Bedingungen getestet und Kunden können sich von den breiten Anwendungsmöglichkeiten vor Ort überzeugen.
Rund um den Geschäftsbereich Smart Building hat nuspace noch einiges geplant, unter anderem ein Versuchshaus für die Entwicklung von Smart Building Anwendungen. Diesen Showroom in der Digitalen Manufaktur von Zukunft.Coburg.Digital in Rödental „werden wir übertrieben mit Technik vollpacken, um zu zeigen was möglich ist. Und natürlich um neue Ideen und Konzepte am realen Objekt zu testen.“ So soll der Kunde am Ende alles aus einer Hand bekommen und individuell an seine Bedürfnisse angepasst – es braucht dann nur noch eine*n Techniker*in für den Einbau der Hardware.
„Smart building ist Marias Geschäftsbereich, ich bin eher für IoT zuständig.“ Die große Herausforderung liegt hier im Management unterschiedlicher IoT-Geräte. nuspace entwickelt hierfür eigene Tools und Lösungen für die Verwaltung des kompletten Lifecycles von IoT-Geräten – von der Erstinbetriebnahme bis zur Stilllegung – mit dem Fokus auf Einfachheit und Interoperabilität.
Acht Blickwinkel
Neben Maria und Johannes arbeiten bei nuspace fünf Angestellte, davon eine Werkstudentin. Alles Informatiker*innen – außer Daniel, der ist Designer: „Ich empfinde uns nicht als klassische IT-Firma, wir versuchen schon über den Tellerrand hinauszuschauen. Denn unterschiedliche Blickwinkel sind wirklich wichtig, wenn man neue Projekte und Ideen entwickeln will. Sonst ist man schnell in einer Bubble gefangen, in der man denkt `Woah das ist voll gut!‘ und dann hat man das klassische Informatikerproblem: Ich habe eine Lösung entwickelt, aber noch kein Problem dafür.“
Doch wohin soll es mit nuspace denn einmal gehen? „Wachsen wollen wir definitiv. Durch die Holding-Struktur haben wir schon die Grundlage gelegt, Geschäftsbereiche auszugliedern. Außerdem wollte Maria schon immer mal eine Holding haben. Die hat bisher in ihrem Portfolio gefehlt“, sagt Johannes lachend.
Er ist offen für organisches Wachstum mit flachen Hierarchien, lässt sich aber überraschen, wo der Weg hingeht. Sie würden ihre Ideen auch nie beschränken, nur weil ein Thema aktuell nicht zu den Geschäftsbereichen von nuspace passt. Denn dann könnte ja auch einfach eine neue Firma gegründet werden. „Wir schauen eben gerne über den Tellerrand und lassen uns inspirieren.“
Fokus vs. Ideen
Und an Themen mangelt es dem Team sicher nicht: „Wir sammeln immer Ideen. Egal aus welchem Bereich. Wenn jemand eine Eingebung hat, wird sie erst einmal festgehalten. Für die Bewertung haben wir dann einen kleinen Prozess definiert: Findet die Idee bei allen im Team Anklang, führen wir eine kurze Marktrecherche durch, ob man damit überhaupt Geld verdienen kann. Anschließend prüfen wir, ob sich die Idee mit unseren aktuellen Ressourcen umsetzen lässt. Wenn wir alle Punkte mit ja beantworten können – dann machen wir es. Da muss man natürlich wieder aufpassen, dass man den Fokus nicht verliert.“ Und dass der Fokus entscheidend ist, weiß Johannes nur zu gut.
Tipps für Gründer*innen vom Gründer Johannes Schmölz
- Besorgt euch einen Steuerberater: „Ein Steuerberater muss sein. Ohne einen Steuerberater würde ich gar nicht anfangen, eine Firma zu gründen.“
- Holt euch so früh wie möglich Feedback von euren Kunden: „Was so der Klassiker ist, was wir mittlerweile auch anders machen: Wir haben am Anfang teilweise erstmal das Produkt entwickelt und dann versucht zu verkaufen. Davon haben wir inzwischen Abstand genommen. Grundsätzlich gehen wir jetzt so vor: Wenn wir eine Idee haben, formulieren wir sie erst einmal aus und suchen uns Interessenten, die dieses Produkt kaufen würden. Und erst wenn diese Interessenten sagen, ja das wäre etwas, das könnten wir gebrauchen - fangen wir mit der eigentlichen Umsetzung an.“
- Nehmt euch nicht zu viel vor: „Gerade im Bereich Software & Co ist man schnell in einem Bereich in dem man 24/7 Verfügbarkeit bietet oder bieten muss. Das muss man wollen, das ist sehr anstrengend. Am besten sucht man sich hier einen Partner, der das ganze managt. Dann kann man sich auf seinen eigenen Bereich konzentrieren und steht nicht andauernd unter Strom.“