01.03.2022Startups

Mit smarten Ideen in Richtung Fortschritt: Wie die Digital.Fabrik aus Bamberg die Digitalisierung voranbringen will

David Zurek und Christoph Schlund von der Digital.Fabrik bringen Erfahrungen aus der Gründerszene und großen Unternehmensstrukturen mit. Entscheidend für ihren Erfolg ist ihr Netzwerk. Und ihr Talent, stets einen Schritt weiter zu denken. Wie sie die Digital.Fabrik auf die Beine gestellt haben und wo sie mit ihr hinwollen, haben sie start.land.flow erzählt.

Die Begeisterung für ihr Unternehmen ist direkt spürbar. Stolz führen mich David und Christoph durch ihre Büroräume in der alten Spinnerei auf der ERBA-Insel in Bamberg. Der aufgeräumte Industriecharme passt zum Konzept der Digital.Fabrik und den beiden Gründern: „Wir sind eher die Do’er.“ Bei ihrem engagierten Vorhaben ist Ärmel hochkrempeln fast schon kampfentscheidend. Die beiden Macher wollen nichts weniger als mit smarten Technologien die mittelständische Industrie zu revolutionieren. „Wir zeigen den Kunden, was noch möglich ist“, erklärt David. Die erste Hürde, um dieses Vorhaben anzugehen, ist zum Glück denkbar klein. Auf ihrer Homepage bieten die beiden ein unkompliziertes Meet and Greet an, das richtig gut angenommen wird. Gerade regionale Betriebe freuen sich über innovative Ideen aus der „Nachbarschaft“.

Mehrwert durch Digitalisierung

Aber was sind das für Ideen? Was bietet die Digital.Fabrik an? Bei David und Christoph erhält man nicht das eine Produkt oder die eine Dienstleistung. Ihr Ziel ist es, für jede:n Kund:in mit smarten Technologien einen individuellen Weg zu mehr Erfolg und Effizienz zu finden. Ob der Fokus auf dem Produkt, den Geschäftsprozessen oder den Produktionsabläufen liegt, ob eine Idee, ein Workshop oder ein innovatives Neuprodukt entsteht, zeigt sich erst im Verlauf der Zusammenarbeit. Zunächst muss der potentielle Partner, wie David es bevorzugt ausdrückt, überzeugt werden: „Wir sind die Köpfe, die das Big Picture malen“. David und Christoph durchdenken dafür das Produkt des Partnerunternehmens von A-Z. Sie überlegen, wie auch etablierte Produkte den nächsten Schritt gehen können, welche Mehrwerte noch hinzugefügt, welche Daten noch genutzt werden können. „Wir denken immer einen Schritt weiter.“ Dabei kommen sie oft zu anderen Ergebnissen als die künftigen Geschäftspartner:innen. Und müssen auch im weiteren Prozess überzeugen. „Wenn die Unternehmen verstanden haben, was wir machen, heißt das nicht, dass sie verstehen, wie sie das umsetzen können.“ Daher muss eine Vertrauensbasis geschaffen werden. Dies nimmt völlig unterschiedlich viel Zeit in Anspruch. Zwischen dem Meet and Greet und einem Projektstart können wenige Tage, aber auch Monate vergehen.

Skeptiker erwünscht

Kommt es zu einer Zusammenarbeit, werden die Mitarbeitenden der Kund:innen ins Boot geholt. Schulungen und Workshops sollen alle befähigen, die Idee mitzutragen und im besten Fall weiterzuspinnen. Natürlich ist das auch der Zeitpunkt, in dem Bedenkenträger zu Wort kommen. Aber für Christoph sind diese besonders willkommen: „Nur mit ihnen findet man die bestmögliche Lösung. Jasager allein bringen einen auch nicht weiter.“

Die ersten richtigen Hürden gilt es im dritten Schritt zu überwinden. Denn gerade der interdisziplinäre Ansatz der Digital.Fabrik birgt für innerbetrieblichen Abläufe manchmal Schwierigkeiten. Kommen Technologien aus anderen Branchen zum Einsatz, muss man prüfen, ob sich diese haftungstechnisch umsetzen lassen. In größeren Konzernen gibt es zum Beispiel in der IT zahlreiche Vorgaben zu beachten. Meist sind die Partner:innen gewillt, diese Neuerungen mitzugehen. Aber Veränderungen bedeuten Prozessänderungen und das zieht oft große Kreise. Daher könne man auch mit kleinen Pilotprojekten starten.

„Konkurrenzdenken ist veraltet.“

Wurden alle Hürden gemeistert, der Prototyp entwickelt oder das Test Case erstellt, kann das Projekt in der Praxis etabliert werden. Das ist jedoch nicht der Zeitpunkt für die Digital.Fabrik sich zu verabschieden. Sie streben anhaltende Kooperationen an. „Bei langfristigen Partnerschaften entstehen schneller Ideen“, weiß David. Außerdem will die Digital.Fabrik auch keine „Insellösungen“ für einzelne Firmen entwickeln. Sie regen direkt dazu an, aus entstandenen Ideen eigenständige Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auch an Mitstreiter verkauft werden können. David spricht hier ganz bewusst nicht von der Konkurrenz. Für ihn eine veraltete Denkweise: „Warum nicht die Erfahrung, die man gemacht hat, mit anderen teilen? Den Mehrwert, den man dadurch generiert, kann man wieder für sich nutzen.“

Neu durchdacht: David zeigt den Prototyp eines mitdenkenden Montagelifts.David zeigt den Prototyp eines mitdenkenden Montagelifts.

Kompetenzzentrum für Digitalisierung in Bamberg

Diese ganzheitliche Herangehensweise ist genau das, was Christoph an der Digital.Fabrik gereizt hat. Dafür hat er eigens eine sichere Anstellung an den Nagel gehängt.  Auch wenn er sich die Entscheidung nicht leichtgemacht hat, hat er sie nicht bereut: „Es ist spannend, die Dinge interdisziplinär zu verknüpfen.“ Kommen er und David mit ihrer Expertise nicht weiter, ziehen sie ein anderes Ass aus ihrem Netzwerkärmel. Projektbezogen arbeiten sie mit Experten aus ganz Deutschland zusammen, die alle ihre eigenen Unternehmen führen, zum Beispiel mit Sitz in Würzburg, Nürnberg, Chemnitz oder Coburg. Gemeinsam mit ihnen deckt die Digital.Fabrik mindestens fünf Kernkompetenzen ab: digitale Transformation, Soft- und Hardwareentwicklung, Industrial Engineering, Künstliche Intelligenz und Internet of Things. Bei der Zusammenstellung dieser Partner war David vor allem die Kreativität jedes Einzelnen wichtig. „Wir haben keinen, der einen Tunnelblick hat. Alle im Netzwerk der Digital.Fabrik denken anders.“ Und Christoph ergänzt, dass nur dieses Zusammenspiel aus unterschiedlichen Bereichen Innovation ermöglicht. „Hätte ich nur den Blick aus einer Branche, könnte ich auch nur den einen Weg vorschlagen.“ Genau das wollte David mit der Digital.Fabrik vermeiden. Er will mit dem Unternehmen ein „Brain Unit“ schaffen, in der alle „auf Augenhöhe ihre jeweiligen Fachkompetenzen einbringen und dadurch das bestmögliche Produkt entwickeln können.“

 

„Geht mit Eurer Idee hausieren!“

Doch wie gründet man ein Unternehmen, dessen „Produkt“ für die Kund:innen zunächst nicht greifbar ist, sondern ein Versprechen vermarktet? Es ist eigentlich sehr einfach: David und Christoph haben ihre Idee gestreut.  Sie haben ihrem Netzwerk ihr Konzept vorgestellt und sind auf reges Interesse gestoßen. Die ersten Aufträge wurden erfolgreich umgesetzt und nach sechs Monaten Arbeit haben sie im September 21 daraus eine GmbH gegründet. Diese pragmatische Herangehensweise ist auch der simple wie sichere Rat der beiden Unternehmer. „Macht eine Powerpoint, stellt Eurer Zielgruppe Eure Idee vor und fragt den Bedarf ab. Im besten Fall findet man so einen Kunden mit dem man einen Prototypen entwickeln und später auf den Markt gehen kann“, findet David. Bei der Digital.Fabrik hat es funktioniert.

Dank der Fakultät für Informatik der Uni Bamberg und der zentralen Lage in Deutschland sind die Gründer David und Christoph mit ihrem Standort auf der ERBA in Bamberg sehr zufrieden. Hier testet David den mitdenkenden Montagelifts, denn auch etablierte Produkte müssen neu durchdacht werden, um weiterzukommen.Dank der Fakultät für Informatik der Uni Bamberg und der zentralen Lage in Deutschland sind die Gründer David und Christoph mit ihrem Standort auf der ERBA in Bamberg sehr zufrieden. Hier testet David den mitdenkenden Montagelifts, denn auch etablierte Produkte müssen neu durchdacht werden, um weiterzukommen.

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