12.04.2023Digitalisierung

Digitalisierung an Schulen – was ist denn nun damit?

Während der Coronapandemie und Zeiten des Homeschooling war die Digitalisierung der Schulen in aller Munde und medial sehr präsent. Man war sich einig, hier muss viel getan werden und Deutschland muss im weltweiten Vergleich unbedingt aufholen. Nicht zuletzt hat mit dem DigitalPakt (offiziell DigitalPakt Schule) die deutsche Bundesregierung und der Deutsche Bundestag beschlossen, die Digitalisierung in den allgemeinbildenden Schulen mit etwa sieben Milliarden Euro zu fördern.

Startups und Ideen gibt es genug, auch wir haben hier schon einige vorgestellt, doch kommen diese Ideen auch tatsächlich im Unterricht an und können sinnvoll eingesetzt werden? Wir dachten uns, wir sprechen mit einigen Lehrer*innen und hören und einmal um, wie denn der Stand der Dinge hinsichtlich digitalen Unterrichts in der Praxis ist. An dieser Stelle möchten wir auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass das natürlich nur eine subjektive und selektive Wahrnehmung ausgewählter Beispiele ist. Aber starten wir doch erstmal mit den Grundlagen.

Was versteht man unter „Digitaler Schule“ und „Digitalisierung an Schulen“?

  • Es werden digitale Medien in den Schulen angeschafft, benutzt und in einem pädagogischen Kontext eingesetzt – und das fachübergreifend. Es werden digitale Medien in den Schulen angeschafft, benutzt und in einem pädagogischen Kontext eingesetzt – und das fachübergreifend.
  • Dabei ist nicht nur der Einsatz entsprechender Medien in der Schule notwendig, sondern auch die Vermittlung von Medienkompetenz an Schüler*innen. Dabei ist nicht nur der Einsatz entsprechender Medien in der Schule notwendig, sondern auch die Vermittlung von Medienkompetenz an Schüler*innen.
  • Es geht also nicht nur um Fachkenntnisse, sondern vor allem die Fähigkeit, Medien sinnvoll, situationsbezogen und handlungsorientiert nutzen zu können. Es geht also nicht nur um Fachkenntnisse, sondern vor allem die Fähigkeit, Medien sinnvoll, situationsbezogen und handlungsorientiert nutzen zu können.

Das klingt logisch, nachvollziehbar und umsetzbar. Aber was ist wirklich dafür notwendig?

Zum einen muss die Ausstattung der Schulen, Lehrer*innen und Schüler*innen mit entsprechender Infrastruktur, Software und Endgeräten gewährleistet sein. Im zweiten Schritt muss natürlich auch ein sicherer und qualifizierter Umgang der Lehrkräfte damit garantiert sein.

Erforderlich sind im ersten Schritt eine Bestandsaufnahme und eine Anforderungskatalog der jeweiligen Schule. Dies sollen das Medienkonzept der Schulen bzw. der Medienentwicklungsplan des Schulamtes leisten und ist auch zwingend für die Beantragung von Fördermitteln notwendig.

Und da kommen wir auch schon zur ersten Frage an die Lehrerschaft, denn wer ist denn dafür verantwortlich, ein solches Konzept zu erstellen und vor allem zu bewerten, welche IT-Anschaffungen sinnvoll sind? Es zeigt sich, dass beides in den Händen der Lehrer*innen liegt. Ihnen wird eine Übersicht zur Verfügung gestellt, welche Geräte förderfähig sind und aus dieser Liste kann dann gewählt werden. Dafür wurden auch verschiedene Arten von Messen abgehalten, bei denen die unterschiedlichen Techniken und Endgeräte vorgeführt wurden. Das finale Medienkonzept wird dann schlussendlich vom zuständigen Schulamt abgesegnet, das übrigens auch IT-Expert*innen als Ansprechpartner*in für die Schulen zur Verfügung stellt. Dennoch bleibt der Eindruck, am Ende liegt der Schwerpunkt der Konzepte vor allem in der Auswahl der Endgeräte. Das ist natürlich auch nicht verwunderlich, da dies noch ein relativ greifbarer Punkt für die Lehrerschaft ist, denn letztlich ist für sie das entscheidende Kriterium, dass die Ausstattung mit ihrem individuellen Unterricht kompatibel ist.

Wir erfahren, dass es das „standardisierte“ digitale Klassenzimmer eigentlich nicht gibt. Jede Schule entscheidet individuell was für sie sinnvoll ist und das ist natürlich auch wieder von der Ausgangssituation und der bisherigen Ausstattung abhängig. Es zeigt sich aber, dass Dokumentenkameras, Beamer und ein Notebook für die Lehrer*in besonders beliebt ist. Das Schüler*innen mit Endgeräten ausgestattet werden, ist bei unseren Gesprächen eher die Seltenheit. An einer Schule scheitert es zum Beispiel einfach schon daran, dass das Gebäude nicht mit Wlan ausgestattet ist. Der Grund hierfür ist für uns überraschend: Wlan ist nicht förderfähig.

Grundsätzlich muss man sich vor Augen halten, dass die Schulen nicht alleine über die Anschaffungen entscheiden dürfen. Diese können lediglich bewerten und Empfehlungen aussprechen, welche Investitionen sinnvoll wären. Freigeben und bezahlen muss das dann der Schulaufwandsträger – und das ist bei öffentlichen staatlichen Schulen die Stadt bzw. die Gemeinde. Einfach gesagt: der Kämmerer entscheidet über die Anschaffungen. So kommt es auch, dass Startups mit Ihrer Idee inhaltlich zwar an Schulen überzeugen müssen, dann aber immer noch die zweite Hürde der Finanzierung zu überwinden ist. An den Schulen, an denen „unsere“ Lehrer*innen tätig sind, sind die Gelder aus dem DigitalPakt zum Beispiel bereits abgeschöpft und jede weitere Investition wird genau abgewogen.

Uns wird erzählt, dass die Akzeptanz der digitalen Neuerungen eigentlich in der gesamten Lehrerschaft recht hoch sei – unabhängig vom Alter. Allerdings gibt es einen sehr großen Kritikpunkt von allen Seiten. Die Wartung sowie sämtlich System- und Sicherheitsupdates etc. liegen komplett in der Verantwortung der Lehrkräfte. Manchmal gibt es eine*n Beauftragte*n an der Schule, der diese Zusatzaufgabe übernimmt, teilweise liegt das aber auch in der allgemeinen Verantwortung. Wünschenswert wäre hier eine externe Betreuung von IT-Experten (z. B. über entsprechende Wartungsverträge), die im Falle eines Systemausfalles dann auch schnell greifbar wären. So gehen oft Tage und Wochen ins Land, bis Fehler behoben werden können. Man kann also sagen, dass die zusätzliche Verantwortung auch noch als Systemadministratoren zu agieren, für viele Lehrkräfte zu viel des Guten ist und eine gewisse Verunsicherung zurücklässt, da sie sich selbst eben als Lehrende und nicht IT-Expert*innen sehen.

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