Design Thinking – in 5 Schritten vom Problem zur Lösung
Was haben Kinderzahnbürsten von IDEO mit einem Schulungsprogramm von AUDI gemeinsam? Beide Entwicklungen sind im Rahmen von „Design Thinking“-Projekten entstanden, was uns zeigt: „Design Thinking“ ist eine unglaublich vielfältige Arbeitsmethode, die auf viele Fragen eine Antwort hat.
Seinen Ursprung hat das Konzept mal wieder im Silikon Valley, in einem alten Wohnwagen. Diesen hatte der Stanford-Professor David Kelley vor der Universität abgestellt und – was sonst – zum Seminarraum erklärt. So entstand im Jahr 2004 sowohl die Design- und Innovationsagentur IDEO sowie die d.school, die mit der Unterstützung von SAP-Gründer Hasso Plattner auch in Potsdam einen Standort für die Entwicklung kreativer Innovationen und Lösungen hat.
Hinter „Design Thinking“ steht ein Prozess, der einen interdisziplinären Rahmen für die verschiedensten Bereiche bietet und sich meist in 5 Schritte gliedert:
- Verstehen: Zunächst muss der Ausgangspunkt, meist ein Problem oder eine Anforderung, definiert werden. Wichtig ist hier, auch die Kapazitäten für mögliche Lösungsansätze abzustecken, damit die Interessen von Kunden und Dienstleistenden übereinstimmen.
- Beobachten: Zentral ist hierbei, den „point of view“ der Kund*innen einzunehmen. Wer ist die Zielgruppe? Und welche Bedürfnisse hat diese? Mit welchen bereits bestehenden Methoden wird eine Problemstellung ohne das geplante Produkt aktuell gelöst? Diese sogenannten „Krücken“ geben wichtige Hinweise für Faktoren, die in der Produktentwicklung berücksichtigt werden sollten.
- Standpunkt definieren: In dieser Phase wird festgehalten, welche Erkenntnisse in den ersten beiden Schritten gewonnen wurden. Vergleichbar mit einem Puzzle bildet sich nun ein Gesamtbild aus Erwartungen und Möglichkeiten für das Produkt.
- Ideen entwickeln: Dieser Schritt untergliedert sich in drei weitere Unterpunkte, dem Sammeln, Bewerten und Priorisieren. Bei der Ideensammlung ist wichtig, dass hier noch nichts gewertet wird und in jede Richtung gedacht werden darf. Das passiert erst mit der Bewertung, bei der sich die, in Bezug auf Wirtschaftlichkeit und Umsetzung, besten Ideen herausbilden und schließlich eine Form priorisiert wird.
- Prototyping: Jetzt kommt man von der Theorie in die Praxis und es ist das oftmals multidisziplinare Know-how der Entwickler*innen gefragt. Trotzdem geht es hier immer noch um eine Rohfassung des Produkts, weswegen die Umsetzung zeit- und kostenschonend geschehen sollte. Der Prototyp soll den Kund*innen die Kernidee des Lösungsansatzes vermitteln, was zum (vorerst) letzten Punkt führt.
- Testen: Nun wird überprüft, wie die Reaktionen auf den Prototypen ausfallen. Dieses Feedback ist ausschlaggebend für die Optimierung des Endprodukts und der Prototyp kann entsprechend angepasst werden. Je nachdem wie das Feedback ausfällt, geht kann der Prozess noch einmal zurück zur Ideensammlung oder aber zur endgültigen Implementation führen.
Im Beispiel der Zahnbürsten etwa wurde IDEO beauftragt, ein Produkt für Kinder zu designen. In der Annahme, dass für kleinere Hände auch der Stiel der Zahnbürsten kleiner sein müsste, wurde ein Prototyp getestet, doch in der Beobachtungsphase stellte sich das Gegenteil heraus. Da die feinmotorischen Fähigkeiten von Kleinkindern noch nicht so ausgeprägt sind, brauchen sie nämlich einen viel dickeren Griff, um sich die Zähne richtig putzen zu können. Das Design hat sich aufgrund seiner Anpassung an die Zielgruppe bewährt und ist nach wie vor Hauptmerkmal von Kinderzahnbürsten.
„Design Thinking“ zeichnet sich letztlich durch die optimale Anpassung an eine Zielgruppe aus. Darin liegen viel Vorteile aber auch einige Fallstricke. Denn durch die Möglichkeit der ständigen Iterationsschleifen im Entwicklungsprozess, kann man schnell die Kosten eines Projekts aus den Augen verlieren. Ist der Handlungsrahmen aber ausreichend definiert, bietet „Design Thinking“ eine Arbeitsweise, die alle Beteiligten einbindet und kreative Ergebnisse mit Alleinstellungsmerkmal liefert.