Auftragen - Zeigt Eure Second-Hand-Kleidung!
Ruft man ihre Website auf, steht ein lächelnder junger Mann in einem bunten Strickpullover auf einer Straße. Sieht man genauer hin, kann man auf seinem Kleidungsstück einen kleinen Button mit der Aufschrift „Auftragen“ und einem Unendlich-Zeichen erkennen. Was hat es damit auf sich?
Die Idee
Ein Button mit Symbolwirkung: Nach dem Motto „Ich trage meine gebrauchte Kleidung bewusst lange und schone damit die Umwelt“ wollen Michael Rauh, Hannes Peschka und Marina Unglaub ein Zeichen gegen Fast Fashion setzen. Sie möchten Menschen dazu anregen, ihre eigene Kleidung wertzuschätzen. Und zwar als ein Gut, das eine Menge Ressourcen in Herstellung und Transport verbraucht hat. Denn nur so könne ein Bewusstsein dafür entstehen, was zurzeit in der schnelllebigen Modeindustrie vor sich geht; und dass wir alle etwas dagegen tun können.
Die Umsetzung
Jede*r kann mitmachen und den Button an seine Kleidung auftragen. Die Buttons können online für jeweils 2€ bestellt werden (Versand ab 10 Stück). Dabei fließt die eine Hälfte des Gewinns in den Fortbestand von Auftragen, die andere Hälfte wird an soziale Projekte mit thematisch ähnlichen Zielen gespendet. Außerdem gibt es die Buttons im Freilich Unverpackt in Immenstadt und im Nähzentrum Bamberg zu kaufen. Zusätzlich zu ihrem laufenden Angebot plant das Team einen Blog mit Tipps und aktuellen Kampagnen zum Thema „Kleidung nachhaltig nutzen“.
Wie haben die drei das gemacht?
Um dir einen Einblick hinter die Kulissen und die Entstehungsgeschichte von Auftragen zu geben, hat Jonas von start.land.flow ein Zoom-Interview mit Hannes Peschka geführt. In diesem Interview erfährst du:
- Wie die Idee entstanden ist
- Welche die ersten Schritte und die ersten Hürden von Auftragen waren
- Ob und wann Hilfe für die Umsetzung der Idee benötigt wurde
- Was die weiteren Pläne von Auftragen sind und
- Tipps für Menschen, die eine Idee haben, aber noch davor zurückschrecken, sie umzusetzen
Hier das Interview (gekürzte Version):
start.land.flow: Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Hannes Peschka: Mein Kollege aus der Unternehmungsberatung hat für ein Geschäftsessen einen alten Cord Anzug, der etwas aus der Zeit gefallen ist, jedoch noch top in Schuss war, angezogen. Man kann sich gut vorstellen, wie die Blicke waren, wenn der gutverdienende Berater in einem solchen Anzug auftaucht. Hier wurde Kleidung mit Kompetenz gleichgesetzt. Durch viel Überzeugungsgeschick konnte er dann wieder „andocken“, aber der Gedanke blieb: „Es wäre doch cool, wenn es ein Symbol gäbe, das zeigt, dass ich Kleidung nachhaltig konsumiere und nicht ständig jedem Fast-Fashion-Trend hinterherlaufe“.
start.land.flow: Was war der Auslöser, an dem ihr dachtet: „Jetzt fange ich an und setze die Idee wirklich um“? Und was waren eure ersten Schritte?
Peschka: Nach dem Prinzip „fail fast“, lieber mal ausprobieren und damit scheitern als es nie gemacht zu haben und keinen Unterschied zu machen, haben wir angefangen die Website zu erstellen, die ersten Buttons produziert sowie Textilaufkleber, die z.B. auf Mützen gut aufgetragen werden können. Wir sind noch in den Anfängen. Den Button möchten wir auch weiter optimieren, ihn z.B. aus Holz oder Kork herstellen. Aber grundsätzlich fanden wir die Idee alle gut. Ich bin erst später dazugekommen, aber habe gesagt: „Top Idee, ich habe Lust, etwas umzusetzen, das lokal ist und mit Menschen, die auch einen ökologischen Gedanken weitertragen wollen. Genau so etwas suche ich, los geht’s!“.
start.land.flow: Was waren eure ersten Hürden?
Peschka: Es ist schwierig, Menschen zu erreichen und sie davon zu überzeugen, dass sie unseren Butten brauchen, wenn die Bewegung noch so klein ist. Denn der Mehrwert von der Idee entsteht erst, wenn viele Leute wissen, was dahintersteckt. Das ist eigentlich ein Henne-Ei-Problem: Ich besorge mir den Button nicht, wenn die Idee noch nicht groß ist, aber die Idee kann nicht groß werden, wenn sich niemand den Button besorgt.
Eine weitere Hürde ist, dass wir keinen großen Investor haben, deshalb können wir viel weniger in die Werbung gehen, als wir wollen.
start.land.flow: Wobei habt ihr Hilfe benötigt?
Peschka: Bisher ist eigentlich alles organisch gewachsen. Natürlich habe ich mich mit Freunden beraten, die gewisse Expertisen haben, z.B. in Social Media, was für eine Kampagne ich da starten könnte. Marina baut als Designerin die Website und hat sehr viel abgedeckt, Michi ist ein sehr gutes Verkaufstalent. Durch unsere Kooperationspartner haben wir zusätzlich Unterstützung erfahren.
start.land.flow: Was sind eure weiteren Pläne?
Peschka: Reichweite zu generieren, also in Magazinen, Zeitschriften, Blogs oder Social Media aufzutauchen. Als Vision möchten wir gerne, dass Auftragen die neue „Eight-Schleife“ (∞) wird und die Leute wissen, was das aussagt. Was vielleicht bisher noch nicht rausgeklungen ist: wir verstehen uns von der Rechtsform her zwar nicht als gemeinnützig, aber die Hälfte unserer Einnahmen spenden wir an Projekte, die unsere Idee schon umsetzen, wie z.B. der Mosaik Umsonstladen und Begegnungsstätte in Bamberg.
start.land.flow: Habt ihr Tipps für Menschen, die eine Idee haben, aber noch davor zurückschrecken, sie umzusetzen?
Peschka: Vielleicht die Idee einfach direkt bei anderen Menschen zu validieren und nicht aufzuhören, wenn der erste sagt, die Idee sei nicht cool, sondern, solange man selbst von der Idee überzeugt ist, einfach versuchen sie zu streuen und mehr Feedback einzusammeln, als nur von ein zwei Personen aus dem direkten Freundeskreis. Und dann die ersten Schritte gehen und es ins Laufen bringen.
Hier kannst du dir das vollständige Interview anhören.